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Weinlagen

Unser Weingut liegt in Franken, und Franken besitzt eine ganz besondere Identität unter den deutschen Weinbaugebieten.

Wer an deutsche Weine denkt, denkt wahrscheinlich zuerst an Rieslinge vom Rhein oder von der Mosel, gern auch in ihren fruchtsüßen Versionen. Fränkische Weine sind völlig anders. Das liegt an den Rebsorten, der geographischen Lage, den Gesteinen im Untergrund, aber auch an unserer kulturellen Tradition.

Die wichtigste Rebsorte in Franken ist der Silvaner, und das gilt auch für unser Weingut. Der Silvaner stammt aus Österreich, wo er vermutlich vor mehr als 500 Jahren in Spontankreuzung entstanden ist. Im Jahr 1659 wurde er nachweislich zum ersten Mal in Franken gepflanzt, damals noch als „Österreicher“, später als „Sylvaner“ bezeichnet.

Dass die wichtigste Rebsorte Frankens nicht vom Rhein, sondern von der Donau stammt, passt auch von der Geographie her. Abgeschirmt durch das Mittelgebirge Spessart im Westen, besitzt Franken ein wesentlich kontinentaleres Klima als die Rheinschiene. Das bedeutet allgemein weniger Regen, Sonne im Sommer und kältere Winter.

Geologisch ist Franken dreigeteilt. Die sogenannte fränkische Trias bedeutet, dass im Westen Buntsandstein, in der Mitte Muschelkalk und im Osten Keuper in ziemlich reiner Ausprägung zu finden sind. Unser Hausberg, der Gambacher Kalbenstein, befindet sich direkt an der scharfen Grenze zwischen Buntsandstein und Muschelkalk, was man auch an der unterschiedlichen Färbung des Untergrunds sehen kann.

Silvaner ist aromatisch weitaus zurückhaltender als beispielsweise Riesling. Aber er ist bei entsprechender Umsicht nicht nur dazu in der Lage, große Weine entstehen zu lassen. Er lässt auch das Terroir durchscheinen wie kaum eine andere Rebsorte.

Geologie

Geologie ist die Wissenschaft vom Aufbau der Erdkruste und den Eigenschaften der Gesteine. In unserem Hausberg, dem Gambacher Kalbenstein, ist die Humusauflage so dünn, dass die Gesteinsschicht bereits nach wenigen Zentimetern beginnt. Die Wurzeln der Reben können in höherem Alter aber bis zu 15 Meter tief in den Boden und in die Felsspalten eindringen. Kein Wunder also, dass uns als Winzer diese unterschiedlichen Gesteine besonders interessieren. Oft kann die Geologie ziemlich kompliziert sein, weil Faltungen oder vulkanische Aktivitäten die ursprünglichen Schichten durcheinanderbringen. Zum Glück sind die Prinzipien in Franken relativ einfach. Franken, das bedeutet Trias, eine bestimmte Periode der Erdgeschichte. In diesem Zeitraum haben sich drei Gesteine nacheinander abgelagert. Ganz unten ist also das älteste Gestein, ganz oben das jüngste.

Das älteste Gestein ist der Buntsandstein. Die Zeit des Buntsandsteins beginnt vor 250 Millionen Jahren. Das Klima ist heiß und trocken, Flüsse transportieren sandiges Material in das sogenannte „Germanische Becken“. Hier wird es abgelagert. Dank der Oxidation werden die Körner mit einer Art rötlicher Eisenhaut überzogen. Fossilien gibt es in dieser Schicht kaum.

der BOden – Basis Unserer Weine

Letzteres ändert sich mit der nächsten Phase. Etwa zehn Millionen Jahre später überflutet das Meer das ehemalige Becken. In dem warmen und fruchtbaren Klima gediehen viele Tiere an Land und im Meer. Das Meer zog sich periodisch immer wieder zurück und überspülte anschließend das Land wieder. Auf diese Weise starben an den Riffen große Mengen von Meerestieren wie Muscheln und Schnecken ab. Ihre Schalen bilden den Muschelkalk, die Schicht über dem Buntsandstein.

Noch einmal zehn Millionen Jahre später war das Meeresbecken insgesamt flacher geworden. Das tropische Klima sorgte für einen dichten Pflanzenwuchs an Farnen und Schachtelhalmen. Als der Meeresspiegel wieder anstieg, wurde die Vegetation überflutet und mit ihr kleine Muscheln und Krebse, die im brackigen Wasser lebten. Diese jüngste Ablagerungsschicht der Trias wird als Keuper bezeichnet.

Weil ja noch zwei weitere Schichten in der Trias über dem Buntsandstein lagern, dürfte er eigentlich gar nicht an der Erdoberfläche erscheinen. Tatsächlich ist aber genau das der Fall, wie man im Kalbenstein sehen kann. Verantwortlich dafür sind vor allem zwei Vorgänge.

Einer davon hat mit dem Rhein zu tun, was zeigt, dass wir in Franken doch nicht gänzlich unbeeinflusst von Vorgängen im Rheinland sind. Als sich nämlich vor etwa 30 Millionen Jahren die Alpen auffalteten, brach aufgrund des Drucks der Oberrheingraben ein. Dieser Druck lastete aus Richtung Westen auch auf dem Schichtenpaket der Trias. Das Ergebnis war, dass sich die Trias sozusagen schräg stellte. Die seitdem durch Wind und Oberflächenwasser stattfindende Erosion trug nach und nach die oberen Schichten ab. Dadurch kam im Westen Frankens der Buntsandstein an die Oberfläche, um das heutige Würzburg herum der Muschelkalk und am Steigerwald der Keuper.

Große Flüsse wie der Main waren auch in der Lage, sich bis zu 100 Meter tief in den Untergrund einzuschneiden. Dies geschah vor etwa 2,4 Millionen Jahren, ist erdgeschichtlich gesehen also noch relativ jung. Am Prallhang des Gambacher Kalbensteins, an dem der Main mit hoher Fließgeschwindigkeit nagte, sehen wir deshalb gleich mehrere Schichten übereinander.

Das Spannende für uns ist, dass wir in allen drei Trias-Formationen Parzellen besitzen und die Weine sozusagen „geologisch rein“ bereiten können. Im unteren, flussnahen Teil des Gambacher Kalbensteins gibt es Buntsandstein (z.B. unser Sylvaner Buntsandstein), weiter oben Muschelkalk

(z.B. Sylvaner Muschelkalk, aber auch die Sylvaner Himmelslücke und Rosenrain).  Im Casteller Kirchberg holen wir aus unserer allerersten Parzelle den Sylvaner CK auf Keuperboden.

Tatsächlich haben wir zum Schluss noch eine Ausnahme von der Regel. Denn nicht ganz Weinfranken wird von der Trias beherrscht. Ähnlich wie das kleine gallische Dorf bei Asterix gibt es im äußersten Westen jenseits des Spessarts einen Bereich, bei dem durch die Schrägstellung sogar das viel ältere Urgestein an die Oberfläche kam. Dort holen wir aus dem Wasserloser Schlossberg einen Wein, der zwar noch aus Franken stammt, geologisch (und vielleicht auch geschmacklich) aber eher an den Rheingau erinnert.

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